Astrid Schulte
Für neue Narrative.
Astrid Schulte, Vorstandsvorsitzende und Gesellschafterin der Berendsohn AG, ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Mit ihrem Mut, ihrer Überzeugung, Erfahrung und Hingabe hat sie dieses Unternehmen erfolgreich in die digitale Zukunft und die Profitabilität geführt und dabei die Prinzipien der nachhaltigen Wirtschaft fest im Blick behalten.
Zuvor war sie im Management tätig, z.B. bei der Kraft Foods Gruppe, bei der Loyalty Partner GmbH (Payback) oder bei Richemont, wo sie zuletzt Marketing Geschäftsführerin für Cartier Nordeuropa war.
Ihre erste Station als Unternehmerin bekleidete sie als Geschäftsführerin und Partnerin bei der Bellybutton GmbH, neben den Gründerinnen u.a. Ursula Karven und Dana Schweiger. Dort baute sie nach vielen, auch negativen, Erfahrungen in der Corporate Welt die Kultur des Unternehmens so auf, wie sie es sich vorstellt: Die Mitarbeitenden hatten Freiheiten, sich im Unternehmen zu entfalten, wurden in ihren Stärken und ihrer Persönlichkeit entwickelt und gefördert. Transparenz, Verbundenheit und Klarheit waren die wichtigsten Pfeiler der Kultur. Dann erwarb sie, mit zwei Freunden, mehrheitlich die Berendsohn AG.
Unter ihrer Führung hat das Unternehmen eine vorbildliche Restrukturierung durchlaufen, sie hat das Unternehmensportfolio bereinigt und den Vertriebsansatz neu ausgerichtet. Sie hat die digitale Transformation des Geschäftsmodells vorangetrieben und die Kultur des Unternehmens sowie deren Werte grundlegend transformiert. Ein wesentlicher Schwerpunkt ihrer Arbeit war die Neuausrichtung des Angebotsportfolios und der Aufbau eines hybriden Geschäftsmodells.
Der Einfluss von Astrid Schulte auf die Qualitative Ökonomie zeigt sich in ihrer Mobilisierung von Cross-Channel-Vertriebsstrukturen und ihrem Engagement für Themen wie “Conscious Business” und “Servant Leadership”. Diese Ansätze fördern nicht nur wirtschaftliches Wachstum, sondern betonen auch die Bedeutung von Verantwortung und Nachhaltigkeit in der Wirtschaft.
Ihre persönlichen Werte (Freiheit, Inspiration, Mitgefühl und Commitment) spiegeln sich in ihrer beruflichen Leidenschaft wider. Sie setzt sich für das Wachstum von Menschen und Organisationen ein und verkörpert das unternehmerische Denken und Handeln, das für eine Qualitative Ökonomie von grundlegender Bedeutung ist.
Astrid Schulte ist eine Vorreiterin in der Transformation von Unternehmensmodellen und -kulturen und leistet einen wichtigen Beitrag zur Förderung nachhaltiger und ethischer Wirtschaftspraktiken. Ihr Engagement und ihre Leidenschaft zeigen, dass sie die Bedeutung von ethischer und sozial verantwortlicher Wirtschaft in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt. Ihre Erfolgsgeschichte im Familienunternehmen Berendsohn ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Führungskräfte die Wirtschaft positiv beeinflussen können, indem sie Nachhaltigkeit und ethische Werte in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen.
Ein Kurzinterview. Auch über Werte und eine neue Gesundheit – die unseres Planeten.
Wie sehen Sie die Welt im Jahr 2050, und was wünschen Sie sich?
Der Mensch, sein Wertesystem und sein Bewusstsein sind gerade in einer Phase großer Veränderung. Es braucht neue Systeme und Narrative. Ich sehe eine Entwicklung zum Positiven, eine „Selbstreinigung“ bis 2050. Ich wünsche mir ein achtsames Miteinander, gegenüber uns selbst, anderen Menschen und der Natur. Ich wünsche mir eine Welt, in der das „Wir“ größer ist als das „Ich“ und in der der Mensch im Mittelpunkt steht.
Warum macht die Zukunft ein anderes Wirtschaften notwendig?
Durch die großen globalen Veränderungen müssen wir agiler sein als je zuvor. Lösungen der Vergangenheit werden nicht mehr die Herausforderungen von heute verändern. Und jene von morgen erst recht nicht. Die Klimaveränderungen geben uns zudem klare Vorgaben, dass es nicht weitergehen kann wie bisher. Außerdem werden technische Innovationen, z.B. Künstliche Intelligenz, unsere Arbeitswelt deutlich verändern und völlig neue Anforderungen an die Menschen stellen.
Erzählen Sie uns bitte von einem Schlüsselerlebnis, das Ihre Weltanschauung verändert hat.
Als ich das erste Mal in Uganda war, hatte ich die Gelegenheit, Krankenhäuser zu besuchen und Menschen in ihrem Alltag kennenzulernen. Die Menschen dort leben zum Teil an der Armutsgrenze, sind aber gleichzeitig zufrieden, glücklich und füreinander da. Das „Wir“ steht immer vor dem „Ich“, das macht die Gesellschaft trotz aller Anforderungen „gesund“. Das hat mich nachhaltig berührt. Im „reichen“ Westen leben wir trotz unseres Wohlstands so oft im „Mangel“, sind unzufrieden und die Menschen erweisen sich mehr und mehr als egoistisch.
Was sind die für Sie wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie?
Die für mich wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie sind die Lebensqualität der Menschen weltweit, die ökologische „Gesundheit“ unseres Planeten und die Förderung sozialer Gerechtigkeit. Die Stabilität politischer Systeme spielt dabei eine entscheidende Rolle, da sie die Grundlage für eine nachhaltige und gerechte Wirtschaft bildet. Diese Faktoren sind für eine Qualitativen Ökonomie unerlässlich, da sie sicherstellen, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht nur in finanzieller Hinsicht gemessen wird, sondern auch das Wohlergehen der Gesellschaft und die Gesundheit des Planeten berücksichtigt werden.
Was sollten wir tun, und was sollten wir lassen, um qualitative Ökonomie zu schaffen?
Wir sollten Bildung in den Mittelpunkt unserer Gesellschaft stellen, um die Konsequenzen unseres Handelns einordnen zu können. Nachhaltigkeit muss priorisiert werden, wir müssen soziale Verantwortung tragen. Miteinander zu agieren, in Kooperationen, kann helfen, Ziele gemeinsam schneller und besser zu erreichen.
Wir müssen aufhören, unsere Ressourcen zu verschwenden, Menschen auszubeuten und kurzfristige Gewinnmaximierung vor langfristige Zukunftsfähigkeit zu stellen.
Wenn wir mittel- und langfristig denken, dann ist m.E. monetärer Erfolg mit achtsamen Wirtschaften zu vereinbaren. Das wird sogar die langfristig erfolgreichste Kombination. Das ist für mich Quality Economy.