Saori Dubourg

Einflussreiche Vordenkerin und Identifikationsfigur globaler Teams.

Frau Saori Dubourg war nach langjähriger Tätigkeit für BASF seit 2017 Mitglied im Vorstand und für mehrere operative Bereiche wie Pflanzenschutz, Bauchemie, Gesundheit und Ernährung, Care Chemicals, Biotech Forschung sowie die Petrochemie zuständig. Auch die Region Europa und das Start Up Trinamix gehörten in Ihren Zuständigkeitsbereich.

Neben Ihrer operativen Tätigkeit war Saori Dubourg Mitglied der High-Level Industrial Group der EU-Kommission und trug zusammen mit anderen Experten zu einem Visionspapier für Europa 2030 bei.

Seit 2020 ist Saori Dubourg Mitglied im Rat für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung.

Seit Juli 2021 wurde Saori Dubourg als Mitglied in den Lenkungsausschuß der G7 Impact Taskforce berufen. Die G7 sind ein Zusammenschluss der bedeutendsten Industriestaaten der westlichen Welt. Die Impact Taskforce unterbreitet unter anderem Vorschläge für die politische Umsetzung von Rahmenbedingungen für ein standardisiertes Impact Investment.

Saori Dubourg ist eine herausragende Führungspersönlichkeit, auch im Bereich der qualitativen Ökonomie. Mit über zwei Jahrzehnten Führungserfahrung in der Chemieindustrie und ihren vielfältigen Leistungen bei der BASF ist sie eine treibende Kraft für Wachstum und Transformation.

Ihre berufliche Karriere führte Sie von 2001 bis 2004 nach Singapur und zwischen 2009 und 2013 als President für die Region Asien Pazifik nach Hongkong. Desweiteren arbeitete sie in den USA und Japan. Ihre Karriere verschaffte ihr ein tiefes Verständnis für verschiedene Kulturen und Branchen.

Bereits seit 2018 setzt sich Saori Dubourg für die Etablierung einer Qualitativen Ökonomie ein und gründete gemeinsam mit Partnern die Value Balancing Alliance. Ziel der Allianz ist es, den Gesamtbeitrag von Unternehmen nicht nur nach Profit auszuweisen, sondern auch monetarisierte Sozial- und Umweltbeiträge darzustellen. Die unter der Schirmherrschaft der OECD laufende Allianz wurde im Rahmen des Green Deals 2020 von der EU-Kommission mit der Erarbeitung von allgemein akzeptierten Buchhaltungsregeln (E-GAAP) beauftragt.

Die einflussreiche Vordenkerin hat mehr als zwei Jahrzehnte Führungserfahrung in der chemischen Industrie und eine beeindruckende Erfolgsbilanz bei Führung globaler Teams mit bis zu 70.000 Mitarbeitern in Europa, Asien und Amerika und der Verwaltung von Gewinn- und Verlustrechnungen von bis zu 28 Mrd. Euro. 

Saori Dubourg besitzt umfassende Erfahrung in der Förderung des organischen Wachstums sowie durch Fusionen und Übernahmen, Unternehmensumstrukturierungen, Turnarounds, Krisenmanagement und Transformationen und nachgewiesene Erfolge bei der Erzielung herausragender Geschäftsergebnisse, selbst bei stagnierenden Marktbedingungen.

Sie ist eine Werte-orientierte, integrative Führungspersönlichkeit, die mit hoher Glaubwürdigkeit eine ergebnisorientierte Kultur fördert, motiviert und inspiriert. Ihre umfassende internationale Erfahrung mit einem tiefen Verständnis für verschiedene Kulturen, das sich aus der Arbeit in multikulturellen und mehrsprachigen Umgebungen auf der ganzen Welt ergibt, wird ergänzt durch ausgeprägtes Fachwissen im Bereich ESG und ihre Vordenkerrolle bei Nachhaltigkeitsthemen.

Ein Interview. Auch über ein kommendes, qualitatives Zeitalter und dessen Wettbewerbsfähigkeit durch neue Chancenfelder.

Wie sehen Sie die Welt im Jahr 2050 und was wünschen Sie sich?

2050 wird die Welt zurückblicken und sehen, dass massive Resilienzmaßnahmen gegen den Klimawandel erforderlich waren und neben den zuvor viel besprochenen Krisen um Rohstoffe, geopolitische Konfliktzonen, später eine mögliche Wasserkrise, eine Ernährungskrise sowie weltweit verstärkte Migrationskrisen hinzukamen. Wir werden bis 2050 leider immer wieder abgelenkt sein durch unterschiedliche Krisenherde und Konflikte, weil international Machtverhältnisse neu verhandelt werden und dies sehr viel monetäre Investitionen in Bereiche erfordert, die eigentlich nicht geplant waren. Hierdurch wird es sehr schwierig, unseren Fokus auf die wesentlichen Faktoren zur Stärkung der Resilienz, sei es wirtschaftlich, umweltbedingt oder gesellschaftlich, zu konzentrieren. Gleichzeitig werden die künstliche Intelligenz und andere neue Technologien zahlreiche Industrien in Ihrer Arbeits- und Wirkungsweise disruptiv verändert haben. Vermutlich werden wir in mehreren Bereichen positive Quantensprünge erleben wie z.B. in der Gesundheitsvorsorge genauso wie in zahlreichen technologischen Innovationsfeldern.

Am schwierigsten für den Erhalt der Demokratien wird die Unterscheidung von Fiktion und Wahrheit werden, die Gefahr eines verwirrenden Pluralismus an potentiellen Wahrheiten könnte bis 2050 zu einer fundamentalen Untergrabung unseres heutigen Demokratieverständnisses führen.

Ich wünsche mir von daher für 2050 die Realisierung eines positiv demokratischen Zukunftsentwurfs. Dieser steht für Respekt im menschlichen Miteinander im Kern seines Wertesystems. Er baut auf nachhaltige Innovationen als zentralen Lösungsraum und beantwortet nicht nur Grundfragen des Energiemix und die damit einhergehende Kostenfrage, sondern erlangt auch unsere Wettbewerbsfähigkeit international wieder. Ein wesentlicher Stellhebel dabei ist ein ganzheitlicher, damit auch Werte-ausgerichteter Kapitalmarkt, der ein wichtiger Teil der Lösung ist. Auch die Wertequalität der Gesellschaft durch bedeutende Investitionen in Bildung, Meinungsvielfalt und Zukunftstechnologien gilt es zu stärken. Ich wünsche mir den Erhalt kuratierter Nachrichten, die nicht nur über Bots, sondern über menschliches Nachdenken entstehen und die dadurch den Unterschied zwischen Fiktion und Wahrheit sichtbar machen, damit der Einzelne nicht sein Vertrauen in unser gesellschaftliches System verliert.

Während USA und Asien Ihren Weg gezielt gehen, wünsche ich mir für Europa, dass es aufwacht und sich seiner historischen Chancen, aber auch Verantwortung bewusst wird. Als einer der größten Binnenmärkte weltweit, als Ort, wo Wirtschaft und Gesellschaft im offenen Dialog mehr über Chancen und Innovationen diskutieren als regulieren. Ziel muss es sein, Europa zu stärken und nicht zu schwächen, Europa wird so zu einem Ort, bei dem andere Sichten respektiert werden, weil wir die Vielfalt der Ideen leben. Ein Ort, an dem Menschen eine Zukunft haben, weil wir in Ihre Bildung investieren und ein Europa, das eine positive Vision für seine Menschen hat… als ‘the place to be‘.

Warum macht die Zukunft ein anderes Wirtschaften notwendig?

Weil die Vielfalt der Aspekte, die ich in der Beantwortung der letzten Frage anführte, eine wirtschaftliche Transformation erfordert. Vom Zeitalter der Globalisierung, das von (Mengen- und Volumen-) Wachstum geprägt war, kommen wir in ein Zeitalter der smarten Ressourcennutzung. Kluge Ressourcennutzung bedeutet, vom Design der Produkte bis zur Nutzung durchdacht zu sein, denn am Ende geht es um Effizienz.
Geschäftsmodelle werden sich daher neben Mengenwachstum verstärkt auch an Wertwachstum ausrichten. Man kann dies heute bereits beobachten, denn viele Geschäftsmodelle befinden sich diesbezüglich mitten in einem Umbruch, Kreislaufwirtschaft ist hier nur ein Beispiel.
Der zunehmende Druck, mit Ressourcen auskommen zu müssen, macht den beschriebenen Wandel zwingend. Ein Beispiel ist der Agrarsektor, der sich bisher auch an Mengen ausrichtete. Hier wird die großflächige Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ersetzt werden durch Hightech, welche das individuelle Wohlergehen der Pflanze misst und sicherstellt, dass eine gezielte Ausbringung erfolgt und der Gesamtertrag erhöht wird.

Erzählen Sie uns bitte von einem Schlüsselerlebnis, das Ihre Weltanschauung verändert hat.

Mir ist wichtig, jegliche Transformation in die heutige Realität einzubetten. Wünschen hilft nichts, wenn man es nicht umsetzt oder anders formuliert: der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen ist, sie selbst aktiv zu gestalten. Mein Schlüsselerlebnis war eine Diskussion mit meinem Team um die Kernfrage, warum sollten wir all das tun? Oder besser ausgedrückt: was bleibt in 20 Jahren noch relevant? Wofür lohnt es, sich einzusetzen?  

Der Klimawandel beispielsweise wird uns voraussichtlich auch in 20 Jahre erhalten bleiben (leider), deshalb ist jeder Millimeter Vorsprung, den wir in Form von Lösungen erarbeiten, sei es wirtschaftlich, technologisch oder gesellschaftlich langfristig gut investiertes Kapital. Ich bin dabei kein Anhänger von einseitigen Ideologien, sondern halte viel mehr von einer klaren Strategie zur Umsetzung.

Was sind die für Sie wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie? 

Quality Economy hat mehrere inhaltliche Treiber. Zwei Beispiele:
Angefangen von den ökonomischen Kosten des Wirtschaftens, die sowohl der Kapitalmarkt als auch Versicherer immer stärker in den Fokus nehmen.
So wirkt der Kapitalmarkt derzeit beschleunigend, weil der Druck durch die akkumulierten Kosten, die z.B. durch Umweltschäden entstehen (heute weltweit mehr als 311. Mrd. Euro), beginnt, die Geschäftsmodelle der realen Wirtschaft herauszufordern. 40 % der Agrarfläche ist in den letzten Jahren durch umweltbedingte Dürre nicht nutzbar, ökologische Kosten werden so zu ökonomischer Wertvernichtung. Es stellt sich die Frage: wer generiert tatsächlich ganzheitlich Wert?

Die Innovative Moderne erfordert aber nicht nur eine ganzheitlichere Betrachtung von Wert, sondern auch neue Denkanstöße. Schön zu sehen ist dies bei Chat GPT, die präziseste Frage erhält dort die qualitativ beste Antwort… Kluge Fragen werden somit wertvoller als Antworten.
Diese Achse qualitativer Ökonomie begreift auch Führung nicht mehr wie früher allein als „Antwortgeber“ und ausschließlicher „Antworthaber“, sondern als hierarchieübergreifende Moderation klügster Köpfe, was Kompetenzen potenziert. Versuche, alte, archaische Modelle am Leben zu halten, werden qualitative Leistungsträger nicht zulassen. Das letzte Jahrhundert erfährt dadurch eine langsame Ablösung durch die innovative Moderne.

Was sollten wir tun und was sollten wir lassen, um qualitative Ökonomie zu schaffen?

Insbesondere vor dem Hintergrund der derzeitigen Konfliktherde ist es umso wichtiger, der Qualitativen Ökonomie Möglichkeiten zur kraftvollen Entfaltung zu geben, weil sonst die Gefahr besteht, in der Endlosschleife alter Muster zu verharren.
Im Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung setzen wir uns dafür ein, dass wir beim Energiemix die Kosten stärker in den Fokus nehmen, denn wenn unser Wohlstand kippt, ist auch die Demokratie gefährdet.  
Es geht bei erneuerbaren Energien mithin nicht um Ideologie (die wir lassen sollten) und nicht nur um Verfügbarkeit, sondern eben auch um Leistbarkeit. Auch im internationalen Kostenvergleich. Und mit internationaler Kooperation. Das sollten wir tun!
Was quantitativ wirken mag, ist mit Blick auf die beschriebenen Auswirkungen sehr wohl qualitativ!

Was wir ebenfalls – zweitens – tun sollten: die Innovationsfelder einer nachhaltigen Transformation sehr stark zu fördern. Neue Materialien, Technologien, im Bereich nachhaltiger Transport, Energiesysteme, Kreislaufwirtschaft, um nur einige zu nennen, sind im Entstehen und Wachsen je nach Segment zwischen 2-35 %, und werden somit zum Treiber einer neuen qualitativen Industrialisierung. Europa wird im internationalen Vergleich bei Energie nur schwer führend werden, es sei denn, wir erleben disruptive Innovationssprünge. Hier gilt es zumindest auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb zu bleiben, aber bei Innovationen sollten wir die Ideen- und Technologievielfalt der Unternehmen fördern. Hier haben wir Unternehmen, die Weltklasse sind. Schaffen wir also auch die Rahmenbedingungen für eine Weltklasse. Insofern sind in der Quality Economy Innovationsfelder Chancenfelder.

Der dritte Punkt: Der Kapitalmarkt ist ein ganz wesentlicher Hebel für die Finanzierung dieser Qualitativen Ökonomie der Innovationen. Global zu einer pragmatischen und einheitlichen Sprache zu kommen, die Impacts verschiedener Unternehmen wertet, ist eine Grundvoraussetzung, die es braucht, um international besser zu investieren. Die „Qualitative Ökonomie ist also ganzheitlich und wertorientiert und schafft damit die Voraussetzung für eine globale Zukunftsfähigkeit.

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