Stefan Gross

Für mehr Connectivity. Mehr Eigenverantwortlichkeit. Und für eine wertebasierte Haltung.

Stefan Gross ist ein außergewöhnlicher Wirtschaftswissenschaftler. Der leidenschaftliche Retail- und Shoppingcenter-Experte bringt seine wegweisenden Ideen knapp 15 Jahre in Führungspositionen bei IKEA in der Schweiz, Australien, Deutschland und Russland ein, ehe er 2010 ins Shoppingcenter-Management beim Schweizer Migros Genossenschaftsbund wechselt. Seit 2016 wirkt er bei der Flughafen Zürich AG, wo er als Chief Commercial Officer (CCO) die Gesamtverantwortung für die kommerziellen Zentren, das Marketing und die digitale Transformation sowie alle Produkte rund um den landseitigen Verkehr am Flughafen Zürich übernimmt.

Am Flughafen Zürich konnte Stefan Gross seine Interpretation von Connectivity als Schlüssel für erfolgreiche Commercial Centers einbringen: The Circle ist ein hochmodernes Leuchtturmprojekt mit vielen internationalen Mietern. Die flexiblen Flächen und Nutzungsoptionen gehen weit über typische Büroeinheiten, Gastronomie und Stores hinaus, indem sie Co-Working-Bedarfe ebenso berücksichtigen, wie den Wunsch nach Grünflächen und einer ausgezeichneten digitalen Infrastruktur. Das Ergebnis ist kein Bürokomplex in Flughafennähe, sondern eine kleine Stadt in bester Lage mit viel Grün, die den Vorstellungen eines ganzheitlichen, kosmopolitischen, nachhaltigen und zukunftsfähigen Business-Hubs entspricht.

Ein Kurzinterview. Über das Luxusgut Information und die Renaissance der Selbstversorgung in einer sicheren Welt.

Wie sehen Sie die Welt im Jahr 2050, und was wünschen Sie sich?

Die Welt im Jahr 2050 ist gekennzeichnet von einer nie dagewesenen Migration und Mobilität, was mit einem weiter optimierten Lebensstandard für die Weltbevölkerung bei wenig Hunger und Armut einhergeht. Wahre und verifizierte Informationen sind in der Beschaffung sehr aufwändig und teuer und stellen daher ein Luxusgut für die hochgebildeten Wenigen dar. Das Demokratiemodell westlicher Prägung hat sich stark an die gelenkten Staatsmodelle in Asien angeglichen, wobei Machterhalt übergreifend in allen Systemen mit einer effektiven Bewirtschaftung der Wählergruppe der Alten einhergeht.

Nach zwei Jahrzehnten geostrategischer Neusortierung und in der Folge großer Investitionen in Sicherheit und Militär sind Staaten mehrheitlich dazu übergegangen, ihre Mittel in Maßnahmen zur Kompensation des Klimawandel zu investieren, da die Ausfälle in der landwirtschaftlichen Produktion zu rekordhohen Lebensmittelpreisen und Engpässen führt. Die Fähigkeit zur Selbstversorgung erfährt sowie auf nationaler wie auch persönlicher Ebene eine Renaissance. Die meisten Menschen träumen von einem selbstbestimmten Leben in Sicherheit und schätzen traditionelle Werte.

Was ich mir wünsche? Dass das Wachstum der Weltbevölkerung bei rund 11 Mrd. Menschen stagniert. Dass Unternehmertum und die eigenverantwortliche Erwerbstätigkeit die klassischen Beschäftigungsmodelle abgelöst haben. Dass sich das Bewusstsein, seine eigenen Fähigkeiten in jeder Lebensphase zu Markte tragen zu müssen, auf breiter Front durchgesetzt hat. Dass Technologie einen niederschwelligen Zugang zu Bildung für alle Menschen schafft, unabhängig von ihrer Heimat. Und dass Technologie älteren Menschen eine länger andauernde Selbständigkeit und Unabhängigkeit erhält – nicht zuletzt, weil Krebs und Demenz weitgehend besiegt sind.

Warum macht die Zukunft ein anderes Wirtschaften notwendig?

Die persönliche Motivation für die Teilnehmer des Wirtschaftens hat sich verändert. Wo früher grosse Gewinne in Branchen mit ausbeuterischen Geschäftsmodellen weitgehend akzeptiert wurden, sind der gesellschaftliche Beitrag und Wertschöpfung unverzichtbar für eine breite die Akzeptanz. Der Großteil der wirtschaftlichen Aktivität s bewegt sich Richtung Nachhaltigkeit, Ungerechtigkeiten und Inkonsistenzen schreckt die besten Talente ab.

Erzählen Sie uns bitte von einem Schlüsselerlebnis, das Ihre Weltanschauung verändert hat.

Mein Leben als Expat (und privilegierter Ausländer) in Russland hat mir vor Augen geführt, wie stark ich von einer mitteleuropäischen Sichtweise geprägt bin. Ich nehme mir mehr Zeit, Dinge zu verstehen und urteile vorsichtiger. Ich habe außerdem seither einen geschärften Blick für Machtstrukturen und Methoden des Machterhalts in unterschiedlichen Systemen.

Was sind die für Sie wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie? 

Partnerschaftliches Verhalten und damit die Investition in vertrauensvolle Beziehungen anstatt der Abschöpfung des kurzfristigen Vorteils durch das Ausnutzen von Asymmetrien. Es geht darum, eine wertebasierte Haltung zu entwickeln und diese mutig, vehement und beharrlich gegen Widerstände und Ignoranz zu vertreten.

Was sollten wir tun, und was sollten wir lassen, um qualitative Ökonomie zu schaffen?

Wir sollten ganzheitlich und praxisorientiert handeln, dabei auf die gesellschaftliche Relevanz und Akzeptanz achten. Wir sollten berücksichtigen, dass Menschen mit kongruenten Wertevorstellungen in interdisziplinären Teams echten Mehrwert schaffen. Und wir sollten die Limitation von rationalen Argumenten erkennen wenn das emotionale Errreichen von Menschen gefragt ist. Freude im Tun und Sinnhaftigkeit in der Sache werden sich sich durchsetzen.

 

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