Dr. Michael Trautmann

Promovierte und schillernde Persönlichkeit für eine sinnvolle Arbeitswelt.

Dr. Michael Trautmann ist als Unternehmer in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft erfolgreich tätig. Viele Beobachter erinnern sich noch an seinen Wechsel von der Vorstandstätigkeit bei der Werbeagentur Springer & Jacoby zu Audi als Global Chief Marketing Officer. Er ist der Gründer der thjnk Werbeagentur (vormals kempertrautmann), der Upsolut Sport GmbH und der NWMS GmbH (New Work Masterskills). Als einer der renommiertesten Köpfe der deutschen Werbeszene unterstützt er zudem Coca-Cola in dessen digitalem Beirat (CCEP). Er ist außerdem Podcaster und Buchautor.

Im Laufe seiner Karriere hat er sich als Wegbereiter für Persönlichkeits- und Teamentwicklung sowie vielfältiges gesellschaftliches Engagement etabliert: Dr. Trautmann gilt nicht nur als Innovator der Arbeitswelt, sondern auch einer neuen, einer qualitativen Ökonomie. Er arbeitet vor allem daran, Menschen, Teams und Unternehmen dabei zu unterstützen, stärkenbasiert und sinnorientiert zusammenzuarbeiten. Er ermutigt Menschen dazu, aus ihrer Komfortzone auszubrechen, um kontinuierlich zu wachsen.

Michael Trautmann startete seine Karriere als Unternehmensberater und avancierte dann zu einem Star der Marketing- und Werbebranche. Zu einer weiteren Station seiner Karriere zählt die Rolle als Co-Founder und Chief Growth Officer bei NWMS GmbH seit 2020. Das Unternehmen konzentriert sich auf Coaching und Workshops, die darauf abzielen, Arbeit sinnstiftender und erfüllender zu machen. Als Mitgründer und Chairman von Upsolut Sports war Michael Trautmann an der Entwickung von Hyrox, der weltweit ersten Fitness-Event Serie für Jedermann beteiligt.

Sein Einfluss in der Quality Economy wird zweifellos auch in Zukunft spürbar sein.

Ein Kurzinterview. Auch über ein besseres Ich, ein besseres Wir, eine bessere Gesellschaft. Mit viel Optimismus.

Wie sehen Sie die Welt im Jahr 2050 und was wünschen Sie sich?

Wenn ich gebeten werde, ca. 30 Jahre in die Zukunft zu schauen, dann schaue ich gerne zunächst 30 Jahre zurück. 1993 habe ich zum Thema „Ökologieorientiertes Marketing“ promoviert und den Berufseinstieg als Consultant gewählt. E-Mail und Mobilphones waren damals echte Produktivitätsbeschleuniger.

Zum Thema Umwelt hat sich seitdem zu wenig getan, wir stehen noch schlechter da als 1993. Anders sieht es beim Thema digitale Tools aus. Mit ChatGPT und anderen Tools stehen uns weitere Veränderungen bevor.

Grundsätzlich bin ich eher #TeamRutgerBregman als #TeamYuvalNoahHarari, daher sehe ich eine positive Veränderung, für die wir aber hart arbeiten müssen.

Los geht es:

  • Bis 2050 ist uns die Energiewende gelungen, wir emittieren dramatisch weniger CO2 als vor 30 Jahren.
  • Wir haben wichtige Schritte für das Thema Biodiversität unternommen. 1/3 der Land- und Meeresflächen stehen unter Schutz.
  • Wir haben die Weltmeere von 50% des heute vorhandenen Plastikmülls befreit, und es geht weiter voran.
  • Wir haben die weltweiten Krisenherde durch kluge Diplomatie (u. a. durch Verhandlungsführung durch Frauen) besänftigt.
  • Uns ist eine gigantische Reform des Bildungswesens gelungen. Kinder lernen stärkenorientiert und phänomenbasiert. Die aktuelle Benachteiligung von Kindern aus weniger privilegierten Umfeldern ist ausgeglichen worden durch eine große Initiative einiger Stiftungen und des aufgewerteten Bildungsministeriums. Es ist gelungen, die Nachteile der föderalen Bildung durch ein gemeinsames cokreativ entwickeltes Bildungsleitbild (Vorbild Neuseeland) abzumildern.
  • Die Obdachlosigkeit ist besiegt. Nur noch Menschen, die sich freiwillig für diesen Weg entscheiden, haben keinen festen Wohnsitz.
  • Wohlstand und Luxus definieren sich mehr über qualitative Dinge, auch über Bildung, Erkenntnisse und Erlebnisse. Besitz wird unwichtiger.
  • 70 % aller Unternehmen und Organisationen arbeiten mit einem Purpose, der (a) relevant, (b) nachhaltig und (c) lebendig ist.
  • Gallup meldet seit 10 Jahren steigende Zahlen, was die Motivation bei der Arbeit betrifft.
  • Deutschland ist ein attraktives Einwanderungsland. Die #BlackRedGoldCard hat die US-amerikanische Greencard in ihrer Attraktivität abgelöst. Diversität, Inklusion und Gleichberechtigung sind keine Schlagworte mehr sondern gelebte Realität.

Warum macht die Zukunft ein anderes Wirtschaften notwendig?

Weil wir sonst die unter 1 skizzierte Utopie nicht erreichen werden. Wir brauchen „New Work“ auf drei Ebenen:

  1. Individuum (better me): Was kann ich als einzelner Mensch tun, um mich auf die Herausforderungen und Chancen der Zukunft einzustellen (Selbstreflexion, Sinnfindung, Selbstmanagement, Resilienz etc.)
  2. Organisation (better we): Wie kann Zusammenarbeit in Teams und Organisationen verbessert werden (Führung, Organisation, Kommunikation, Kultur etc.)
  3. Gesellschaft (better society): Welche Veränderungen brauchen wir auf der Ebene von Gesellschaften (Bildung, Technologie, Diversität, Nachhaltigkeit etc.)

Erzählen Sie uns bitte von einem Schlüsselerlebnis, das Ihre Weltanschauung verändert hat.

Die Begegnung mit Frithjof Bergmann, dem Philosophen und Begründer der New Work Bewegung hat meinen Blick auf das Thema Arbeit verändert. Das dreistündige Gespräch haben wir in der Jubiläumsfolge Folge 100 unseres Podcast www.onthewaytonewwork.com veröffentlicht. Nach diesem Gespräch war mir klar, dass New Work sehr viel mehr ist als Sofas und Hunde im Büro, keine Meetings nach 17:00 und Mate-Tee Kühlschrank.

Schon in den 1980er-Jahren des letzten Jahrhunderts erkannte Bergmann die Notwendigkeit, dass unsere Gesellschaft Antworten auf die großen, sich immer deutlicher abzeichnenden Herausforderungen der Menschheit entwickeln musste. Er nannte sie die „vier Tsunamis“. Frithjof betrachtete sie über die Jahre mit zunehmender Sorge:

  1. die sich immer weiter öffnende Schere zwischen obszönem Reichtum und schrecklicher Armut,
  2. die Verschwendung unserer natürlichen Ressourcen,
  3. die fortschreitende Zerstörung unseres Klimas und
  4. die Zerstörung unserer Kultur.

Der Philosoph sah ihre Ursachen vor allem in einer fehlgeleiteten Vorstellung, wofür der Begriff Arbeit steht. Die Fixierung auf immerwährendes Wachstum, dessen Auswüchse durch die Automatisierung, die Globalisierung und eine weltweit zu beobachtende Migration von Menschen aus ländlichen Gebieten in Großstädte, teilweise begleitet von der Entstehung von Slums, hat seiner Ansicht nach dazu geführt, dass die Menschen immer mehr der Arbeit dienen, statt andersherum. Die von ihm gegründete New-Work-Bewegung war von der utopischen Vorstellung getrieben, dass Menschen, die durch ihre Arbeit gestärkt werden, in der Lage sein würden, sich den vier Tsunamis entgegenzustellen, um sie gemeinsam zu besiegen.

Am 23. Mai 2021 starb Frithjof Bergmann nach langer Krankheit in dem Krankenhaus, in dem wir zwei Jahre zuvor unsere Jubiläumsausgabe aufgenommen hatten. Sein Werk blieb unvollendet, aber seine Impulse wirken nach und seine Beobachtungen und Prognosen bleiben relevant. Für ihn war New Work von Anfang an mehr als das, was viele heute unter diesen Modebegriff subsumieren. Wer sich mit seinen Werken und seinem Wirken näher beschäftigt, stellt fest, dass er utopisch dachte. Die Notwendigkeit einer Alternative zum Kapitalismus und zum Sozialismus, die er beide für gescheitert hielt, trieb ihn zur Ausformulierung und stetigen Weiterentwicklung seiner Ideen. Dass wir uns trauen dürfen, uns immer wieder zu fragen, was wir wirklich wollen, bleibt sein größtes Geschenk an uns.

Was sind die für Sie wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie? 

  1. „trust and inspire“ statt „command and control“
  2. Ein positives Menschenbild (Theory Y: Menschen haben einen eigenen Antrieb und wollen leisten.
    Und nicht Theory X: Menschen müssen kontrolliert werden und wollen eigentlich nicht leisten.)
  3. Natur bekommt einen Preis (Zitat Maja Göpel in unserem Podcast: „Die Fortschrittsformel: hohe Lebensqualität bei geringstmöglichem Fußabdruck“

Was sollten wir tun und was sollten wir lassen, um qualitative Ökonomie zu schaffen?

Um eine Quality Society zu schaffen, ist es essenziell, verschiedene Handlungsweisen zu kombinieren. Das bedeutet, dass wir uns nicht nur auf das aktive Handeln konzentrieren sollten, sondern auch darauf, darüber zu sprechen und zu schreiben. Es ist von großer Bedeutung, aktiv zu werden und innovative Initiativen umzusetzen. Gleichzeitig sollten wir uns jedoch auch bewusst sein, dass das Teilen von Ideen und Erfahrungen durch Gespräche und schriftliche Darstellungen ebenso wichtig ist. Diese Diskussionen und Dokumentationen fördern das Verständnis, ermöglichen den Wissensaustausch und inspirieren weitere Individuen zur Teilnahme. Das Vernetzen und die gemeinsame Arbeit an Lösungen ist der wohl entscheidende Aspekt, um eine nachhaltige und qualitative Ökonomie zu gestalten. Letztendlich wird positive Veränderung durch eine Kombination aus Handeln, Diskutieren, Schreiben und Zusammenarbeit erreicht. Und ohne Unterlassen.

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