Dr. Tobias Schulz-Isenbeck

Globale Weitsicht. Globale Wertekriterien.

Dr. Tobias Schulz-Isenbeck ist ein erfahrener Experte in der Unternehmensentwicklung und im Top-Management mit über 20 Jahren Führungserfahrung. Seine berufliche Laufbahn umfasst eine breite Palette von Führungspositionen, darunter 12 Jahre als CFO/CEO. Ein Schlüsselmerkmal seiner Karriere ist die erfolgreiche Leitung dezentraler, internationaler Portfolios mit zahlreichen M&A-Projekten mit hohen Transaktionsvolumina. Er verfügt über umfassende Erfahrung in Restrukturierung und Leistungssteigerung, einschließlich eines erfolgreichen Turnarounds nach einer Finanzkrise.

Seine Karriere beinhaltet verantwortungsvolle Positionen in namhaften Unternehmen wie der Limbach Gruppe SE, Blücher Group, Ringier AG und Verlagsgruppe Handelsblatt. Als Executive Board Member bei der Limbach Gruppe SE ist er in einer Schlüsselrolle tätig und verantwortlich für Finanzen und Controlling sowie Human Resources. Sein Hintergrund und seine Erfahrung in verschiedenen Branchen und Verantwortungsbereichen machen ihn zu einer wichtigen Führungsperson in der europäischen Wirtschaft.

Seine globale Weitsichtigkeit, die er auch durch ein fast zwanzigjähriges Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit (Kuratorium der Welthungerhilfe) erlangt hat, haben ihm viele wichtige Eigenschaften der Qualitativen Ökonomie gelehrt. Seine Führungskompetenz und sein Fachwissen tragen dazu bei, den Wandel hin zu nachhaltigen, verantwortungsbewussten Geschäftspraktiken zu fördern und neue Relevanz- und Wertekriterien für unternehmerische Entscheidungen zu entwickeln.

Ein Kurzinterview. Über eine neue Wertschöpfungskultur. Und welcher Versuchung wir nicht erliegen sollten.

Wie sehen Sie die Welt im Jahr 2050 und was wünschen Sie sich?

Bis 2050 muss die Weltgemeinschaft die großen Probleme des Klimawandels, der Ernährung und des Zugangs zu Bildung und Gesundheitsversorgung gelöst haben. Die Wege dahin sind bekannt, jedoch stehen die Interessen der Nationalstaaten und einzelner wirtschaftlicher Akteure deren Realisierung immer wieder im Wege. Ich wünsche mir eine neue Stärkung der regelbasierten Weltordnung und einen besseren Ausgleich zwischen der Notwendigkeit supranationaler Instanzen und effizienter Subsidiarität der Lösungsfindung.

Warum macht die Zukunft ein anderes Wirtschaften notwendig?

Die Notwendigkeit eines künftig anderen Wirtschaftsansatzes resultiert aus den unzureichend berücksichtigten Kosten eines bloßen ‚Mehr‘, insbesondere in Bezug auf Ressourcenverbrauch und Umweltauswirkungen. Dies hat zu einer Übernutzung natürlicher Ressourcen und zu Umweltproblemen geführt. Zusätzlich stellen eine wachsende Anzahl von Anspruchsgruppen, darunter Verbraucher, Investoren und Regulierungsbehörden, neue Anforderungen an wirtschaftliche Akteure in Bezug auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Schließlich zwingt die Endlichkeit natürlicher Ressourcen zu einem nachhaltigeren Umgang und einer verstärkten Betonung von Ressourceneffizienz und erneuerbaren Energien, um die Bedürfnisse der heutigen Generation zu erfüllen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden. Dies führt zu einem notwendigen Wandel hin zu einem nachhaltigeren und verantwortungsbewussteren, also qualitativen Wirtschaftsmodell.

Erzählen Sie uns bitte von einem Schlüsselerlebnis, das Ihre Weltanschauung verändert hat.

Mein fast zwanzigjähriges Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere mit der Welthungerhilfe. Dieses nicht-situative Erlebnis hat mir ein tiefgreifendes Verständnis für die globalen Herausforderungen vermittelt und mich dazu gebracht, unsere Verantwortung für den globalen Süden stärker anzuerkennen. Es hat meinen Blick auf soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und die Notwendigkeit von Solidarität und Hilfe für diejenigen in Not erheblich geschärft.

Was sind die für Sie wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie? 

Die wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie sind für mich Nachhaltigkeit, Interdisziplinarität, kultureller Wandel in Unternehmen und die Verantwortung für kommende Generationen.
Während Nachhaltigkeit schon heute stark an Bedeutung gewinnt, können wir durch die Förderung der Interdisziplinarität, also des Austauschs zwischen Wissensbereichen, um ganzheitliche Lösungen zu finden, noch viel Potenzial ausschöpfen. Der kulturelle Wandel in Unternehmen betont die Bedeutung von Ethik, sozialer Verantwortung und einer positiven Organisationskultur. Schließlich bringt dieser auch die Verantwortung für kommende Generationen mit sich, die Entscheidungen von heute so zu treffen, dass sie die Zukunft nicht gefährden, sondern viel mehr die Bedürfnisse der nachfolgenden Generationen respektieren.

WAS SOLLTEN WIR TUN UND WAS SOLLTEN WIR LASSEN, UM QUALITATIVE ÖKONOMIE ZU SCHAFFEN?

Um Qualitative Ökonomie zu schaffen, sollten wir neue Relevanz- und Wertekriterien für unternehmerische Entscheidungen entwickeln und sicherstellen, dass sie bei allen Stakeholder-Gruppen verankert sind. Das bedeutet, dass nicht nur finanzielle Gewinne, sondern auch soziale und ökologische Auswirkungen in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden sollten. Zudem ist es wichtig, den Dialog mit Kunden und Mitarbeitern zu fördern, um deren Bedürfnisse und Perspektiven besser zu verstehen und in die Geschäftsstrategie zu integrieren.

Um Qualitative Ökonomie zu fördern, sollten wir gleichzeitig aufhören, jede Form von “greenwashing” zu betreiben. Insbesondere sollten Unternehmen authentisch handeln und aufhören, irreführende Umweltaussagen zu treffen oder Nachhaltigkeit nur oberflächlich zu praktizieren, etwa um ein positives Image zu erzeugen. Stattdessen sollte Transparenz und Ehrlichkeit in Bezug auf Nachhaltigkeitsbemühungen gefördert werden, um das Vertrauen der Verbraucher und anderer Stakeholder zu stärken und die tatsächliche Umsetzung von nachhaltigen Praktiken sicherzustellen.

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