Hendrik Bitterschulte

Für eine Qualität die man sieht, fühlt und von Menschen kreiert wurde.

Hendrik Bitterschulte, seit 2016 Chief Financial Officer von Montblanc, leitet ein Unternehmen, welches für Qualität steht wie kein zweites. Zuvor war er für das Corporate Planning, Monitoring & Systems und als Sales Director für Tchibo zuständig. Sein beruflicher Werdegang und seine Ansichten spiegeln seine tief verwurzelte Überzeugung von nachhaltigem und qualitativem Wirtschaften wider.

Hendrik Bitterschulte ist ein Befürworter solcher Geschäftspraktiken. Er erkennt, dass Qualitative Ökonomie auch die Integration von sozialen und ökologischen Aspekten in die Geschäftsführung erfordert. Sein Verständnis von qualitativer Ökonomie erstreckt sich über rein finanzielle Kennzahlen hinaus und umfasst die Schaffung eines Purpose, der klar und nachhaltig ausgerichtet ist.

Insbesondere die Bedeutung der menschlichen Komponente in der Wirtschaft ist für Hendrik Bitterschulte wichtig, er hebt stets hervor, dass eine zu starke Technologisierung ohne Beachtung der menschlichen Werte und Kreativität nicht nachhaltig sein kann. Seine Vision für die Zukunft umfasst eine Arbeitswelt, in der Mitarbeiter ihre individuellen Ideen, Kreativität und Überzeugungen in einer sich rasant verändernden Welt einbringen können.

Herr Hendrik Bitterschulte steht für eine qualitativ hochwertige und nachhaltige Ökonomie, die auf Offenheit für, soziale Verantwortung und eine starke Bindung zu individuellen und nachhaltigen Geschäftspraktiken basiert. Sein Beitrag zur Quality Economy erstreckt sich weit über seine Position als CFO von Montblanc hinaus und ist eine Inspiration für andere, ähnliche Werte in ihrem beruflichen Handeln zu verankern.

Ein Kurzinterview. Auch über Optimismus Änderungsbereitschaft, Beständigkeit und: seine Töchter.

Wie sehen Sie die Welt im Jahr 2050 und was wünschen Sie sich?

Die Welt im Jahr 2050 wird getrieben durch den Ausbau und die erweiterte Nutzung von künstlicher Intelligenz sowie die fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung von Arbeitsprozessen und Datenanalysen. Sie wird anonymer sein und weniger auf menschliche Ressourcen setzen. Eine Entwicklung, die Sorgen bereitet und wohl durchdacht begleitet werden sollte. Auch wenn die künstliche Intelligenz sich stetig weiterentwickelt und die Datenmodelle und Analysemöglichkeiten in den kommenden Jahren stetig komplexer, aber somit auch besser werden, ist es aus meiner Sicht unabdingbar, die menschliche Komponente in dieser Entwicklung nicht zu vernachlässigen. Ich wünsche mir für meine Töchter (eine startet gerade ihr Studium und die andere macht im kommenden Jahr ihr Abitur), das sie mit ihrer Arbeitskraft, ihren individuellen Ideen, ihrer Kreativität und ihren Ideologien, was das Weltbild angeht, auch im Jahr 2050 noch Gehör finden und relevante Beiträge zu einer sich rasant verändernden Welt beisteuern können – gleiches gilt natürlich für all die jungen Menschen, die momentan ihre ersten Schritte in die Arbeitswelt gehen, voller Optimismus und Änderungsbereitschaft.  

Warum macht die Zukunft ein anderes Wirtschaften notwendig?

Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass viele Unternehmen darauf setzen, datenbasiert zu steuern – Big Data war vor einigen Jahren das Synonym für diese Entwicklung. In der jüngeren Vergangenheit, und mit Sicherheit in der nahen Zukunft, kommt die Unterstützung durch KI hinzu. Eine Entwicklung, die nachvollziehbar ist in einem Umfeld, das alles messbar machen will – mit Investoren und Analysten, die Druck auf Unternehmenslenker ausüben. Eine Entwicklung, die aber auch mit Sorge betrachtet werden muss, da eine solche Technologisierung nicht nachhaltig ist. Economies-of-Scale um jeden Preis und Entscheidungen allein basierend auf Datenmodellen vernachlässigen die menschliche Komponente im Wirtschaftsleben – eine fatale Entwicklung. Unternehmen brauchen Economies-of-Emotion und motivierte, mitdenkende Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen identifizieren und durch ihren individuellen Einsatz Differenzierung schaffen. Ich erwarte, dass in der Zukunft sich vermehrt die Unternehmen durchsetzen, die einen nachvollziehbaren und klar herausgestellten Purpose haben, die nachhaltig wirtschaften und die Mitarbeiter haben, die uneingeschränkt hinter der Unternehmensideologie stehen.

Erzählen Sie uns bitte von einem Schlüsselerlebnis, das Ihre Weltanschauung verändert hat.

Es war nicht ein singuläres Erlebnis, das meine Weltanschauung geprägt hat, sondern einige Gespräche und Diskussionen in den vergangenen Jahren mit meinen heranwachsenden Töchtern. Zu erleben, wie weltoffen und unbefangen sie auf andere Kulturen, Andersdenkende und anders fühlende Menschen zugehen und wie unvoreingenommen sie Minderheiten gegenüber sind, hat mich sehr beeindruckt. Gleichzeitig zu sehen, wie ablehnend die jungen Menschen gegenüber diskriminierenden Politikern und Politikerinnen sind und wie wichtig ihnen nachhaltiges Wirtschaften und Agieren von Unternehmen ist, ist erfrischend und hat auch bei mir ein Umdenken erwirkt – vor allem, was die Nachhaltigkeit in unserem wirtschaftlichen Handeln angeht.

Was sind die für Sie wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie? 

Offenheit für Neues, regelmäßiges Infragestellen des Geschäftsmodells, das Schaffen einer Unternehmenskultur, die von Konfliktbereitschaft und Übertragung von Verantwortung geprägt ist. Ohne Mitarbeiter, die ständig daran interessiert sind, das Unternehmen weiterzuentwickeln und dem Kunden neue Anreize zu geben, ist Qualitative Ökonomie schwierig umzusetzen. Aber auch Unternehmenslenker, die sich der Quality Economy verschreiben, müssen sich die Offenheit für Neues, für Anderes bewahren und sollten ihr Handeln regelmäßig dahingehend hinterfragen, wie das Geschäftsmodell des Unternehmens nachhaltig angepasst werden kann.

Was sollten wir tun und was sollten wir lassen, um qualitative Ökonomie zu schaffen?

Offenheit neuen Ideen und unkonventionellen Lösungen und Gedanken gegenüber gepaart mit der Fähigkeit, Individuen ins Team (in das Unternehmen) zu holen, die bewusst differenziert denken und handeln und dabei den Kunden im Fokus behalten ist unabdingbar, um Qualitative Ökonomie zu schaffen. Mitarbeiter müssen befähigt werden, sich zu entwickeln, sich selbst zu verwirklichen und durch Empowerment Verantwortung zu übernehmen. Zudem sollten Unternehmenslenker sich durch einen regelmäßigen Austausch mit jungen Generationen von Mitarbeitern einen offenen Blick für zukünftige Geschäftsentwicklungen und -möglichkeiten bewahren.
Quality Economy kann nur geschaffen werden, wenn man offen für Neues bleibt, disruptive Gedanken zulässt und sich selbst und das aktuelle Geschäftsmodell regelmäßig hinterfragt.

Die klassischen ökonomischen Werttreiber – Umsatzwachstum, Skaleneffekte, Kosteneinsparungen – um nur einige zu nennen – dürfen nicht außer Acht gelassen werden, sollten aber nicht der primäre Treiber für das Handeln sein. Qualitative Ökonomie wird, wenn die richtigen Voraussetzungen geschaffen sind, ebenfalls zu einer Wertsteigerung des Unternehmens führen – in vielen Fällen sogar beständiger.

Nach oben scrollen