Jürgen Herrmann
Für eine Kultur im Unternehmen, die jede Strategie schlägt.
Jürgen Herrmann ist seit 2019 CEO der Mövenpick Fine Food Holding und eine prägende Figur in der deutschen Markenindustrie. Mit seiner jahrzehntelangen Expertise in der Foodbranche, verbunden mit Kreativität und dem Bewusstsein für gesellschaftliche Trends und Produktinnovationen, gestaltet er aktiv und mit viel Freude Innovationsprozesse. Jürgen Herrmanns Karriere ist geprägt von einer klaren Vision:
Konsequent zum einen auf die Eigenständigkeit, und zum anderen auf Qualität und Relevanz von Marken zu setzen. Wichtig für die Markeneigenständigkeit ist es, so Jürgen Herrmann, dass sich alle Maßnahmen, Innovationen und Produkte an der DNA der Marke orientieren. Denn nur damit hebe sich eine Marke von den Wettbewerbern ab und sei der Treiber dafür, dass eine Marke überhaupt erfolgreich wird. Qualität und zeitgemässe Relevanz sichern nachhaltigen und qualitativen Erfolg – nur dann werde und sei eine Marke keine Eintagsfliege. Bei Mövenpick sei ein überlegener Geschmack nach wie vor zentral für die Markenpositionierung. Jürgen Herrmann zitiert Mövenpick Gründer Ueli Prager, der es so formulierte: «Wir machen nichts Außergewöhnliches, sondern Gewöhnliches außergewöhnlich gut!»
Als CEO von Mövenpick hat Herrmann das Unternehmen genau darauf strategisch ausgerichtet und die Premium-Marke wieder ins Wachstum geführt. Er legt dabei besonderen Wert auf Nachhaltigkeit. Unter seiner Führung hat Mövenpick Fine Food in synergetischer Zusammenarbeit mit ihren Lizenzpartnern bedeutende Fortschritte in der Nachhaltigkeit und im Qualitätsmanagement erzielt.
Seine Expertise entwickelte er in über drei Jahrzehnten in der Lebensmittel- und Konsumgüterbranche. Bei Ritter Sport, wo er 18 Jahre tätig war, darunter als stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung und Geschäftsführer Marketing, schuf er innovative Marketingstrategien und stärkte die globale Markenpräsenz. Vor Ritter Sport war er in leitenden Positionen bei Hengstenberg und der Dortmunder Union Brauerei tätig und begann seine Karriere als Brand Manager bei Procter & Gamble.
Herrmann ist ein ausgezeichneter Netzwerker und Teamplayer, der Menschen verbindet, motiviert und deren individuelle Fähigkeiten herauskitzelt. Er glaubt an den von Peter Drucker beschriebenen Führungsgrundsatz: „Culture eats strategy for breakfast“. Sprich es sind immer die Menschen und Teams mit Leidenschaft, die hinter dem Erfolg stehen und den Unterschied machen.
So liegt es auch nahe, dass er sich neben seiner Tätigkeit bei Mövenpick engagiert. Dies tut Jürgen Herrmann seit Juli 2014 als Beirat der Brunnen-Union St.-Christophsbad und im Verwaltungsrat des Klinikums Christophsbad, wo er seine strategischen Fähigkeiten einbringt, um diese Organisationen weiterzuentwickeln.
Jürgen Herrmanns Führungsstil ist geprägt von einem tiefen Verständnis für den Markt und einem klaren Bekenntnis zu Exzellenz, Anstand und Nachhaltigkeit. Er zeigt, wie qualitativ hochwertige Ökonomie in der Praxis aussieht: Ein Ansatz, der nicht nur kurzfristigen Erfolg, sondern langfristige Nachhaltigkeit und Qualitätssteigerung bei sich und mit seinen Partnern in den Mittelpunkt stellt. Herrmanns Engagement und Vision machen ihn zu einem Vorbild in der Branche und zu einem Wegbereiter für die Zukunft der qualitativ hochwertigen Wirtschaft.
Ein Kurzinterview. Über ein begrenztes System, aus dem man nicht mehr herausnehmen darf, als drin ist und die Konsequenz: Kreislaufwirtschaft.
Wie sehen Sie die Welt im Jahr 2050, und was wünschen Sie sich?
Ich glaube und bin auch optimistisch, dass alle Bestrebungen zu nachhaltigem Handeln und damit robusten Ergebnissen das Leben 2050 deutlich positiv verändern werden. Digitalisierung, Energieeffizienz, Mobilität sowie eine verantwortungsvolle Kreislaufwirtschaft werden selbstverständlich sein. Mit Fokus auf die Ernährungswirtschaft werden aus meiner Sicht in der Zukunft nur Lebensmittel ihren Platz haben, die gut für „mich“ und „andere“ sind. Deshalb war und ist meine Passion/Leidenschaft dabei mitzuwirken, soviel wie möglich solche Lebensmittel in den Supermarktregalen zu haben, sprich gute und anständige Lebensmittel. Zudem glaube ich, dass die Verbraucher den Produzenten von Nahrungsmitteln und ihren Produkten zunehmend mehr Wertschätzung entgegenbringen.
Das Handeln nach sozialen Maßstäben wird noch weiter an Bedeutung gewinnen, weil es langfristig ertragreicher ist. Ich wünsche mir, dass trotz der aktuellen Stimmung, die Welt insgesamt sich positiv und wieder friedlicher weiterentwickeln wird, so wie es Europa schon mal in den letzten 70 Jahren bewiesen hat, dass es möglich ist.
Warum macht die Zukunft ein anderes Wirtschaften notwendig?
Weil wir erkennen müssen, dass unsere Ressourcen und die Natur limitiert sind. Digitalisierung, Robotik und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, erlauben ein schnelleres Umdenken und Handeln, geben uns innovative Impulse für eine virtuelle Welt im sogenannten Metaversum. Nur wenn wir bewusst in nachhaltigen Kreislaufsystemen denken, werden wir die Lebensgrundlage für die Menschheit erhalten können. Hieraus ergibt sich eine simple Logik: Ich kann aus einem System nicht mehr herausnehmen, als drin ist. Das funktioniert bei einem Mövenpick Konfitüren Glas genauso wenig wie in Ökosystemen.
Erzählen Sie uns bitte von einem Schlüsselerlebnis, das Ihre Weltanschauung verändert hat.
Ich habe nie das eine Schlüsselerlebnis gehabt, aber ich habe zwei Meilensteine, die von großer Bedeutung für mich sind.
- Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen, das von Landwirtschaft geprägt war und die Dorfgemeinschaft funktionierte am Ende nur über Gemeinsinn, ein gepflegtes Miteinander und den nachhaltigen Umgang mit den wirtschaftlichen Ressourcen. Ich habe erkannt, dass das dörfliche Leben und diese Grundphilosophie – gemeinsam die Ärmel hochzukrempeln, notwendige Projekte anzuschieben, Ressourcen und den Gegenüber mit Wertschätzung zu behandeln eine wichtige Lebenserfahrung waren, die mich bis heute prägt. Ich glaube, dass diese erlebten Werte meiner Kindheit letztendlich auch Basis und Lösung sein sollten, für das „große Dorf“ sprich für das Miteinander und zukünftige Leben in der Welt.
- Der zweite Meilenstein war, als ich zum ersten Mal während des Studiums nach London ging und erkannte, wie bereichernd der Austausch mit anderen Kulturen ist. Da ich eben in einem kleinen, schwäbischen Dorf aufgewachsen bin, war diese große Stadt eine komplett neue Erfahrung und auch eine Herausforderung. Offen und neugierig habe ich eine interkulturelle Kompetenz erlernt, die durch weitere Aufenthalte in Kanada und Frankreich noch vertieft wurde. Ich habe gelernt, Unterschiede zu akzeptieren, respektvoll mit dem Unbekannten und vielleicht Fremden umzugehen, Missverständnisse anzusprechen und eigenverantwortlich das Miteinander zu pflegen. Das war eine Lernkurve für alle Lebensbereiche von der privaten bis zur beruflichen Kommunikation, es hat meine Beziehungen geprägt und mich oftmals leichter agieren lassen.
Was sind die für Sie wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie?
Zu den wichtigen Parametern gehören Nachhaltigkeit, Visionen, Diversität und Respekt/Anständigkeit, denn sie bedingen die Innovationskraft und stärken die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.
Was sollten wir tun, und was sollten wir lassen, um qualitative Ökonomie zu schaffen?
Es geht hierbei nicht um den schnellen Profit, sondern um Entscheidungen und Lösungen, die wir vor den nachfolgenden Generationen vertreten können. Unabdingbar sind deshalb gerade auch die „weichen“ Faktoren, wie das respektvolle und tolerante Miteinander, aber auch klare Regeln/Vereinbarungen und konsequentes Handeln, denn nur so wird es zu einer qualitativen und ertragreichen Ökonomie.